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20. Oktober 2025

Seit über zehn Jahren steht die Talstation für gelebte Jugend- und Kulturarbeit in Innsbruck. Aus der ehemaligen Hungerburgbahn- alstation wurde durch Eigenleistung, städtische Investitionen und  zehntausende, ehrenamtliche Stunden ein lebendiger Ort für Konzerte, Theater, Diskussionen und Vereine. Zwischen 2014 und 2022 fanden dort jährlich über 100 private und öffentliche Veranstaltungen statt – ein Modellprojekt für niederschwellige, konsumfreie (Jugend-) Kultur.

 

1. Hintergrund
2021 beschloss der Gemeinderat erstmals den Erhalt der Talstation als Kulturstandort,
2022 lief die befristete Nutzungsbewilligung aus,
2023 wurde das Gebäude zur Sonderfläche für Kultur umgewidmet,
2024 verpflichtete sich die neue Stadtregierung im Zukunftsvertrag zum Ankauf und Erhalt der Talstation,
und im Jänner 2025 erfolgte erneut ein einstimmiger Beschluss zum Ankauf und zur Sanierung – bis heute ohne Umsetzung oder Beantwortung.

Schon seit Auslaufen der Nutzungsbewilligung im Februar 2022 hatten wir keinen dauerhaften Zutritt mehr zur Talstation. Bis vor einem Jahr, im Oktober 2024, betreute der Verein trotzdem das Gebäude in Absprache mit der Vorgängerregierung der Stadt, hielt es trocken,  beheizte, reparierte und meldete Schäden. Die Stadt wusste, dass sich unser Inventar nach wie vor dort befindet – das war in allen Tätigkeits- und Förderberichten jährlich dokumentiert. Umso erstaunlicher ist es, dass von der aktuellen Regierung behauptet wird, davon nichts gewusst zu haben – obwohl auch dieser Regierung unsere Berichte vorliegen. Im Oktober 2024 wurde der Zugang nicht mehr ermöglicht und der Substanzerhalt faktisch beendet. Aktuell wird bewusst in Kauf genommen, dass sich Feuchtigkeit und Verfall wieder ausbreiten.

2. Verantwortung & Eigentum
Im August erhielten wir eine Räumungsaufforderung über die IVB, die formell Eigentümerin der Talstation ist. Doch die Stadt Innsbruck ist Mehrheitsgesellschafterin der IVB – sie trägt somit die politische und inhaltliche Verantwortung. Dieser Umweg vermittelt kein Bild von
Kooperation, sondern von Verantwortungsverschiebung. Mit der nun geforderten Räumung verlieren wir nicht nur den letzten Halt im Gebäude, sondern müssen auf eigene Kosten fix verbaute Infrastruktur entfernen, die über Jahre mit Fördermitteln und Eigenleistung aufgebaut wurde: neue Sanitäranlagen, moderne Fenster und Bar, professionelle Veranstaltungstechnik, Strom- und Glasfaserleitungen. All das diente der öffentlichen Nutzung – und ist in gutem Zustand. Dass diese Substanz nun dem Rückbau oder dem Verfall preisgegeben wird, ist weder wirtschaftlich noch kulturpolitisch nachvollziehbar. Wir werden heute mit der Räumung beginnen – aber wir tun das mit schwerem Herzen und mit der Frage, ob dieser Umgang mit öffentlichem Eigentum und Steuergeld wirklich im Interesse der Stadt ist. Noch ist offen, was mit all dem Material und Inventar passieren soll. Die Zeit für Alternativen oder Zwischenlösungen wird immer knapper.

3. Das Angebot Viaduktbogen 40
Während der Beschluss zur Talstation weiterhin unbeantwortet bleibt, wurde uns Anfang diesen Oktobers über Umwege der Viaduktbogen 40 als Ersatz angeboten – zunächst um rund 2.000 € Miete, nach unserer ersten Absage plötzlich „mietfrei“. Das Angebot kam nicht aus der Liegenschaftsabteilung, dem Kulturressort oder dem uns zugehörigen Jugendressort, sondern von Frau Salzburger aus dem Büro des Bürgermeisters, verbunden mit erheblichem Zeitdruck. Bemerkenswert: In der Gemeinderatssitzung im Jänner 2025, in der auch der Ankauf der und Erhalt der Talstation beschlossen wurden, wurde die Anmietung genau dieses Bogens als Start-up-Hub mit einer monatlichen AfA-Miete von 237 € beschlossen. Wir sollen also binnen Tagen ein Commitment zu einem Raum abgeben, der eigentlich für junge Selbstständige/Start-Ups unter anderen Mietbedingungen vorgesehen ist. Umso unverständlicher ist es, dass hier plötzlich rasch finanzielle Mittel zur Sanierung (228.000 Euro, Details siehe Gemeinderatsbeschluss) und eine Lösung  bereitstehen – während die Talstation, ein bestehendes städtisches (!) Gebäude mit klaren Beschlüssen und Potenzial, seit Jahren leer steht und dem Verfall überlassen wird. Diese Prioritätensetzung wirft Fragen auf: Wieso wird in neuen Räumen, die nicht im Stadtbesitz sind, investiert, während bestehende Strukturen ungenutzt bleiben? Ein solcher Wechsel ist für uns kurzfristig nicht seriös umsetzbar – und auch schwer mit unserem Verständnis von Verantwortung vereinbar. Diese Vorgehensweise ist kein Ausdruck von Kooperation oder Weitblick, sondern steht im Widerspruch zu den eigenen politischen Ansprüchen. Während öffentlich von  langfristigen Lösungen“ und „nachhaltiger Stadtentwicklung“ gesprochen wird, wird uns eine kurzfristige, unsichere Zwischenlösung angeboten – in Räumen, deren Zukunft selbst unklar ist! Gerade gegenüber einem gemeinnützigen, ehrenamtlich getragenen Verein, der seit über einem Jahrzehnt mit Idealismus, Eigenleistung und Verantwortung für diese Stadt arbeitet, wäre ein respektvoller, partnerschaftlicher Umgang das Mindeste.

4. Proaktive Lösungen – unbeachtet
Wir haben in den letzten Jahren mehrere tragfähige Konzepte erarbeitet: das Nutzungkonzept von 2021 mit detaillierter Kostenschätzung von 550.000 Euro, das Zukunftskonzept Talstation zur schrittweisen Sanierung in Eigenleistung, das Rotunde-Gastgarten-Konzept als alternative, temporäre Nutzung, und Modelle mit privaten Beteiligungen zur Kostenteilung. Doch unabhängig vom Vorschlag wurden keine Gespräche weitergeführt – es scheint, als wäre die Entscheidung längst anderswo gefallen.

5. Perspektive & Anliegen
Wir fragen uns, was in der ganzen Diskussion leider kaum thematisiert wird: Was passiert mit der Talstation, wenn sie leergeräumt ist? Rotunde 2.0? Wir erwarten endlich klare Aussagen zu dieser Frage. Kann man sich als Stadt mit Platzknappheit städtischen Leerstand leisten?
Unsere Anliegen als verantwortungsvolle Stadtbewohner:innen bleiben klar:
• Umsetzung bestehender Beschlüsse
• Schutz von öffentlicher Substanz
• praktikable Barrierefreiheit – wie sie in vielen historischen Gebäuden erfolgreich umgesetzt wurde
• leistbare Räume für Jugend und Kultur
• respektvoller Umgang mit ehrenamtlicher Kulturarbeit
• transparente Kommunikation und Klarheit

Wir verstehen die finanziellen Herausforderungen der Stadt – aber wir erwarten, dass demokratische Entscheidungen ernst genommen und Verantwortung nicht verschoben werden. Wir wollen keine Konfrontation, sondern Kooperation – im Sinne der Stadt, der Jugend und der Kultur Innsbrucks.

termine

talstation goes treibhaus

ANKATHIE KOI | MARY MABU | LASHOUT

21.11.2025 | Treibhaus Innsbruck | Doors 20:00

Vereinsfest anlässlich des 11-jährigen Bestehens der Initiative rund um die alte Hungerburgbahnstation. 11 Jahre talstation!

Eintritt: Spende! First com first serve.

Programm:
20:00 Doors
20:30 Anmoderation
20:45 LASHOUT
21:30 MARY MABU
22:30 ANKATHIE KOI

talstation goes KULT

SHMIFFY live

05.12.2025 | Kult Innsbruck | Doors 20:00

Eintritt_Spende!
Entry_Pay what you want

Shmiffy’s Welt ist einfach. Sie ist gefüllt mit süßen & ausgeflippten Gitarrenriffs, rebellischen Alt-Rock Vibes und Lyrics, die ziemlich straight-forward sind. Sie begann Gitarre zu spielen, als sie noch eine kleine Shmiffy war, und schrieb in ihren Teenager-Jahre durchgehend Songs. Mit ihrem ersten Werk, der EP „Blood, Shred & Tears“ (Erscheinungsdatum: September 2024), erregte die Alt-Rock-Newcomerin aus Österreich die Aufmerksamkeit der heimischen Musikszene Wiens und hat ihre erste eigene Headline-Show ausverkauft!

„Sticky Notes“ – Shmiffy’s neueste Single (Erscheinungsdatum: 9. Mai 2025) markiert den Beginn eines neuen Kapitels von Shmiffy; und zwar: eine neue EP mit dem Titel ”Riff, Laugh, Love”. Diesmal wird ihre Einstellung zur eigenen Musik durch die positive Resonanz auf ihre erste EP „Blood, Shred & Tears“ selbstbewusster. Dennoch bleibt sie ihren Alt-Rock-Vibes und ihrer gitarrengetriebenen Musik treu. Lyrics zu schreiben über Schwierigkeiten mit dem Erwachsen-werden, perfect-world-Szenarien und andere Themen, mit denen sich 20-somethings beschäftigen, ist ihr Ding. Wahrscheinlich, weil sie diese gerade selber durchmacht.

Wenn ihr also Bands wie Weezer, Fall Out Boy oder die alternative rock Künstlerin Liz Phair aus den 90ern feiert, könnte Shmiffy genau das sein, wonach eure Ohren gesucht haben.

talstation goes p.m.k.

talstation goes p.m.k. weihnachtsspecial  „homecoming“

27.12.2025 | p.m.k. Innsbruck | Doors 19:00

Eintritt: Spende!

Programm:

Gilewicz
Cute Agression
Antifaschistischer Hardchor
Wiener Zucker
Perfomance
Picobello

departure sessions

Dort, wo die alte Hungerburgbahn das letzte mal am 8. Dezember 2005 die Talstation verließ, steht heute eine Terrasse mit Aussicht. Ein paar Meter unterhalb plätschert der Inn vor sich hin, darüber die Nordkette. Die Departure Sessions sind ein Konzert-Format der Talstation, bei dem Künstler:innen am Fuß der alten Bahntrasse eine Live Session spielen – eben auch mit Aussicht. Und damit man später auch noch was davon hat, werden Ton- und Bildmaterial aufgenommen und auf YouTube veröffentlicht. So entstanden in den letzten Jahren bisher zehn Sessions  Wir arbeiten gerade an einer Neuauflage. Gefördert wurde das Projekt vom Land Tirol und der Stadt Innsbruck.

über uns

Seit November 2014 wird die ehemalige Talstation durch den Verein „Junge Talstation“ (vormals Schülerinnenbeirat) als Gewinner eines Ideenwettbewerbs der Stadt Innsbruck genutzt. Inhaltliche Ausrichtung war bislang die Zurverfügungstellung von Kunst- und Veranstaltungsräumen, vor allem für junge InnsbruckerInnen und Kulturschaffende, sowie von günstigen Proberäumen und Büroräumlichkeiten.

Der Verein hat das Gebäude seit dem Gründungsjahr 2014 v.a. durch ehrenamtliche Arbeit saniert, um es für die zukünftige Nachnutzung als Kulturspielort für junge Menschen nachhaltig zu optimieren. 

2022 lief die temporäre Benutzungsbewilligung aus. Für eine erneute Nutzung ist eine Sanierung des Gebäudes notwendig, um behördlichen Auflagen gerecht zu werden. Die nötige Umwidmung zu einer Sonderfläche für Kultur-, Vereins- und Büroräumlichkeiten erfolgte bereits. Ein Grundsatzbeschluss des Gemeinderates zum „Erhalt Junge Talstation“ wurde am 17.10.2021 gefasst. Als weiterer Schritt ist ein Ankauf durch die Stadt Innsbruck vorgesehen, weiters eine Sanierung durch die IIG.

Gefördert wird der Verein weiterhin durch eine Jahressubvention der Stadt Innsbruck. Die Junge Talstation kümmert sich proaktiv um Fortschritte für die Sanierung, veranstaltet weiterhin (zB in Kooperation mit Die Bäckerei, p.m.k.) und unterstützt die Stadt Innsbruck im Bereich Jugend und Kultur als unabhängiger Ratgeber.

Niederschwellige Kunst- und Kulturräume und Räume für kulturelle Nischen sind für ein breites, städtisches Kunstangebot unbedingt notwendig, da sie den Grundstein für ein vielfältiges und facettenreiches Kulturangebot legen. In diesem Sinne und basierend auf dem Nutzungsprogramm wird die „Junge Talstation“ ein zentraler Ort für junge, kreative und kulturinteressierte Stadtbenutzer*innen sein und einen wesentlichen Beitrag zum Kulturleben der Stadt leisten.